Juli-Kolumne: Kinder brauchen Natur

25.07.11 –

Ich war schon mal bei ihnen zuhause Frau Stötzer-Rapp, so sprach mich ein Schüler in der Schule an. So, und wie war es? Sie haben ihre Kinder und mich bei Regen hinausgeschickt auf den Spielplatz. Und dort sollten wir im Bach spielen.

Mir ging es dabei um die Erfahrung, dass der Regen, sich einen kleinen Bachlauf im sonst ausgetrockneten Tal sucht.

Nach Hause kamen die Kinder dann wirklich ganz schön dreckig. Aber es hatte ihnen riesig Spaß gemacht und auch nach vielen Jahren hatte der Schüler das Erlebnis nicht vergessen. Ich auch nicht, denn es gibt noch ein Bild davon, als die Kinder vor meiner Haustür standen. Alles nass, voll mit Matsch – aber glücklich!

In diesen Tagen bekommen wir als Gemeinderäte zwei Entwürfe von Vereinen auf den Tisch, die sich vorstellen können in Herrenberg einen Waldkindergarten zu eröffnen. Ja denke ich, es wird Zeit. Denn auch der Hirnforscher Manfred Spitzer warnt: “Wer nicht matscht, bleibt dumm.“ Kinder und Jugendliche hielten sich zu wenig in Wald und Feld auf, so seine Diagnose.

Laut einer aktuellen Studie haben siebzig Prozent der Kinder in Deutschland noch nie einen lebendigen Käfer auf der Hand gehalten. Keine Frage: Motorik und Gleichgewichtsinn lassen sich dank Roller, Inliner und Wave-boards auf Asphalt hervorragend trainieren. Abenteuer gibt es auch in Hinterhöfen.

Aber ist Natur nicht doch wesentlich für die seelische und geistige Entwicklung?

Welche Bedeutung haben Metaphern wie „sich entpuppen“, wenn man nie ein Insekt beobachtet hat? Oder ein Sprachbild wie „steiler Anstieg“ und „durch dick und dünn“, wenn man nie gewandert ist?

Natur hat einen eigentümlichen Doppelcharakter, sie vermittelt die Erfahrung von Kontinuität und Sicherheit, und zugleich ist die Natur immer wieder neu ein Erlebnis.

Rudolf Hettich, Umweltpädagoge und FreiRaumPlaner hält fest: Nur was ich mit meinen Fingern und Händen dreidimensional greifen, berühren, umfassen, streicheln, festhalten und wieder loslassen kann, werde ich in meinem Innern begreifen.

Also, raus! Naturerlebnisraum wollen wir in Herrenberg mit der Rahmenplankonzeption „Erlebnisraum Schlossberg – Alter Rain“ weiterentwickeln und wieder ins Bewusstsein zu rücken. Gemeinderat und Bürger, sind jetzt am Start Schlossberg – Alter Rain – Schönbuchrand und Streuobstwiesen für Große und Kleine als Erlebnisraum erfahrbar zu machen.

Vor ein paar Wochen waren mein Mann und ich auf einer Wanderung, das Wetter war so schön, dass wir auf Regenkleidung verzichteten. Aber auch wir mussten einmal wieder die Erfahrung machen, dass das Wetter schnell umschlagen kann. Wir kamen in ein schlimmes Gewitter und nach zwei Stunden Dauerregen, völlig nass und erschöpft auf unserem Zeltplatz an. Glücklich. Na ja, beim nächsten Mal doch wieder mit Regenschutz – auch wenn die Sonne verheißungsvoll schient!

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