Veranstaltung „Bitte wenden! Was bringt uns die E-Mobilität?“

E-Autofahrer sind umweltbewusst und keine Freaks, die sich mit Scheuklappen nur an dieser neuen Technologie berauschen. Diese vielleicht überraschende Erkenntnis stellte sich in der gut besuchten Diskussionsrunde, die auf Einladung des grünen Ortsverbandes in den Klosterhof zusammengekommen war, gleich zu Beginn heraus.

29.11.18 –

E-Autofahrer sind umweltbewusst und keine Freaks, die sich mit Scheuklappen nur an dieser neuen Technologie berauschen. Diese vielleicht überraschende Erkenntnis stellte sich in der gut besuchten Diskussionsrunde, die auf Einladung des grünen Ortsverbandes in den Klosterhof zusammengekommen war, gleich zu Beginn heraus.

Wer e-mobil fährt, kommt offenbar schnell zu dem Schluss, dass diese Technologie nur mit Strom aus erneuerbaren Energien zu verantworten ist. Insbesondere sollte möglichst viel Strom vor Ort, d.h. dezentral erzeugt werden. Für Netzstabilität sorgten die E-Autos selber als rollende Energiespeicher.

Als eine schmutzige Seite der neuen Antriebstechnologie wurde der Abbau des für die Batterien nötigen Kobalds in Minen mit Kinderarbeit im Kongo benannt. Der Monopolist dafür sei China, das die komplette Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum Endprodukt anstrebe, nur E-Autos mit eigenen Batterien zuließe und unterdessen im Sektor E-Mobilität weltweit führend sei. Bei aller Kritik am chinesischen Staatskapitalismus zeige dieses Land, was durch staatliche Einflussnahme und konkrete Vorgaben möglich sei.
Die Politik der deutschen Regierung, Dieselfahrer zum Neukauf von Benzinern zu animieren sei dagegen ein kurzsichtiger Irrweg, wurde in der Diskussion kritisiert, und helfe der heimischen Autoindustrie nur kurzfristig. Ein Teilnehmer, der bei einer großen Bank arbeitet, stellte fest, dass seine Branche sich aus dem Finanzierungsbereich Verbrennungsmotoren zurückziehe, was für die Zulieferer zu großen Problemen führen werde.
Einhellige Auffassung war: um sich langfristig in der volkswirtschaftlich so wichtigen Autobranche zu behaupten, brauche es deutsche Mittelklasse E-Modelle sowie ausreichend Ladestellen. Nicht jeder könne sich deutsche Premiumkarossen von Daimler& Co leisten, die noch dazu bisher nur in homöopathischen Stückzahlen produziert würden. Überhaupt wurde die Position des Lokalmatadors in Sindelfingen sehr kontrovers diskutiert. Es passiere sehr viel in der Entwicklung von E-Modellen, verteidigte ein Mitarbeiter seinen Arbeitgeber. Die Kritik anderer Mitdiskutanten richtete sich gegen dessen Zweitwagenansatz: Smarts würden nur produziert, um den CO2-Ausstoß der gesamten Fahrzeugflotte einigermaßen unter dem zulässigen Limit zu halten und künftigen Strafgeldern zu entgehen.

Auch auf die nationale Dimension wurde von Teilnehmern hingewiesen. Um das völkerrechtlich verbindliche Klimaschutzziel 2030 von minus 40% zu erreichen, müsse Deutschland den PKW Verkehr um ein Drittel reduzieren, den ÖPNV Anteil verdoppeln und müssten ein Drittel der Autos klimaneutral fahren. Viele Beiträge benannten Vorschläge zum Erreichen dieser Vorgaben. So müsse es einfach Spaß machen, einen Großteil seiner Wege in der Stadt ohne Auto zurückzulegen. Dazu brauche es aber reizvolle Alternativangebote wie ein wirklich billiges, zuverlässiges, enggetaktetes Busangebot sowie top fußgänger- und radfahrerfreundliche Angebote.

Jörn Gutbier, Grünen Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, brachte die kommunalpolitische Ebene in die Diskussion ein. "Egal mit welchem Antrieb Autos unterwegs sind, wir brauchen in Herrenberg weniger Verkehr - das ist die derzeitige Hausaufgabe für die Stadt. Aus dem IMEP-Beteiligungsprozess kommen da von Seiten der Verwaltung und des beauftragten Verkehrsplanungsbüros Brenner leider gar keine innovativen Impulse. "Der von der Stadt beauftragte Verkehrsgutachter für das Baugebiet Herrenberg-Süd habe eine KfZ-Dichte von 938 PKW auf 1400 Einwohnern angesetzt - den höchsten Wert im ganzen Kreis. Das sei ein "Weiter-so" in veralteten Denkmustern.

Das Fazit des Abends zog der Co-Vorsitzende Ulrich Kurz : “Die E-Mobilität kommt unaufhaltsam, auch weil sie Spaß macht, aber sie löst nicht unsere Probleme in Herrenberg. Die Stadtplanung muss mit attraktiven Alternativangeboten zum Auto den Raum zurückerobern. Und ohne deutliche Regulative auf allen staatlichen Ebenen wird die Kehrtwende in die Zukunft nicht gelingen."

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