Kolumne Dezember 2015

„Flüchtlinge“ ist, nicht überraschend, Wort des Jahres geworden. In Deutschland erhalten laut Grundgesetz nur politisch Verfolgte Asyl. Wer „nur“ aus materieller Not flieht, darf nicht bleiben.

29.12.15 –

„Flüchtlinge“ ist, nicht überraschend, Wort des Jahres geworden. In Deutschland erhalten  laut Grundgesetz nur politisch Verfolgte Asyl. Wer „nur“ aus materieller Not  flieht, darf nicht bleiben. Diese Menschen werden oft als Flüchtlinge zweiter Klasse abgestempelt, die von unserem Wohlstand profitieren wollen. Dieser Wohlstand basiert aber zu einem nicht unerheblichen Teil auf unserem Wirtschaftssystem, das aus ungebremster Profitgier (oder Unwissenheit um die globalen Wirtschaftszusammenhänge) konkurrierende Märkte in ärmeren Ländern durch Billigexporte zerstört und für Agrarimporte (Kaffee, Kakao, Südfrüchte etc.) Preise zahlt, die den exportierenden Ländern keine Entwicklungschancen lassen. So wird z.B. Afrika zur „Resterampe für EU-Exportüberschüsse“ (Zitat eines Mitarbeiters von Brot für die Welt): Mit verbilligten Geflügelresten  (Köpfe und Klauen, die wir Europäer sowieso nicht essen) und subventionierten Milchpulverhalden (entstanden nach dem weggebrochenen russischen Markt), untergraben wir die heimischen bäuerlichen Kleinstrukturen und zementieren die Armut. Und der Preis für ein Pfund Kaffee ist wie der Preis für einen Liter Milch zum Politikum geworden.

„Klimawandel“ hätte zum zweitwichtigsten Wort des Jahres gewählt werden sollen. Die seit Jahrhunderten betriebene Wirtschaftsweise der Industrieländer hat zum heutigen Stand der Erderwärmung geführt mit all ihren bekannten Folgen. Deshalb werden „Klimaflüchtlinge“ einen immer größeren Anteil an den Flüchtlingen haben.  Insofern sind Armutsflüchtlinge auch Klimaflüchtlinge. 

Ich finde, dass aufgrund all dieser Zusammenhänge auch Flüchtlinge, die nicht wegen politischer Verfolgung geflohen sind, bei uns zwar nicht ein politisches, (Asyl)Recht haben, aber einen moralischen Anspruch auf wenigstens zeitweilige Hilfe.

„Das sind wieder die naiven grünen Gutmenschen. Wir können doch nicht alle aufnehmen“, höre ich. Die beste Antwort darauf gibt ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach (gest.1916): „Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem.

Was hat das alles mit Herrenberg zu tun? ALLES. Auch wir sind Teil der globalisierten Welt und greifen zur Billigmilch (und nicht nur Menschen mit schmalem Geldbeutel). Auf der anderen Seite gibt es seit über 20 Jahren einen Verein wie „Flüchtlinge und Wir“ , und seit die Pläne für eine LEA bekannt wurden, wird bei der Stadtverwaltung eine lange Liste mit Personen geführt, die bereit sind, sich zu engagieren, sowie die Einrichtung belegt wird. Und davon werden politisch Verfolgte genauso profitieren wie Flüchtende aus materieller Not und wegen der Folgen des Klimawandels.

Das nächste Jahr wird zeigen, wie gut wir mit den neuen Herausforderungen umgehen.

 

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