Weiblichkeit und Rechtspopulismus

Pressemitteilung

27.12.23 –

Bericht über den Vortrag von Prof. Gabriele Dietze, Humboldt Universität Berlin, zum Thema „Weiblichkeit und Rechtspopulismus“ (von Maya Wulz)

Rechtspopulistische Parteien vertreten ein traditionelles Familienmodell, in dem die Frau in ihrer Familienweiblichkeit als Hausfrau, Mutter und Verwöhnerin der unangefochtenen Nummer eins in der Familie, dem Mann, da ist: Femininität statt Feminismus. Gleichzeitig ist auffällig, dass im rechten Spektrum in vielen westeuropäischen Ländern Frauen die politische Führung innehaben. Zu diesen Gegensätzen referierte Prof. Gabriele Dietze von der Humboldt Universität Berlin, deren Forschungsschwerpunkte die Themen Gender, Race und Rechtspopulismus umfassen.

Die überwiegend weibliche Zuhörerschaft, die der Einladung der Grünen in den Klosterhof gefolgt waren, erfuhr in einem hochkarätigen Vortrag Erläuterungen zur rechten Emanzipationsverdrossenheit. Bei diesem Phänomen werde das Wegfallen des männlichen Schutzes als bedrohlich wahrgenommen.  Das selbstbewusste Vertreten eines traditionellen Frauenbildes präsentiere sich als fortschrittlich.

Im zweiten Teil wurden die Führungsfrauen rechtspopulistischer Parteien vorgestellt und analysiert. Nicht zuletzt aufgrund nationaler Unterschiede könne man nicht verallgemeinern, betonte die Referentin.

Marine LePen, Frontfrau der französischen Faschisten, des Rassemblement national, fuße zwar auf der Popularität ihres Vaters Jean-Marie LePen, habe aber dessen „schlechten“ maskulinen Faschismus umgewandelt in einen positiven weiblichen Populismus. Den Nachteil, eine vermeintlich inkompetente Frau zu sein, habe sie erfolgreich umgedeutet.

Als geschiedene, alleinerziehende Frau passe LePen gerade noch in das rechtskonservative Familienbild, während Alice Weidel als lesbische Lebensgefährtin einer Schweizerin mit Wurzeln aus Sri Lanka mit zwei Kindern völlig aus dem Rahmen des populistischen Familienideals falle. Dies werde aber ignoriert und übertüncht, indem sie als Ex-Bankerin Professionalität und Kompetenz ausstrahle und damit geschickt deutsche Voreinschätzungen von Rechtsextremen als dumpfe rabaukige Faschisten vergessen mache.

Führend, aber keine Parteiführerin, so stellte Gabriele Dietze die Republikanerin Amy Coney Barretts dar, die von Donald Trump in den Obersten Gerichtshof (Supreme Court) der USA berufen wurde und die gleich zu Beginn ihrer lebenslang dauernden Amtszeit das seit 1973 bestehende Recht auf Abtreibung kippte. Überhaupt verbinde das zentrale Thema der radikalen Ablehnung von Abtreibung alle Rechtpopulisten. Die Referentin verlinkte es mit einer weißen Ausrottungsangst verbunden mit der immer wiederkehrenden Aufforderung, viel weiße Kinder zu bekommen. So zeige sich Barrets häufig inmitten ihrer großen Familie. Religiöse Begründungen für Abtreibungsgegnerschaft hingegen, betonte die Refentin, seien auch außerhalb der rechten Ideologie zu finden.

Die neue italienische Premierministerin Giorgia Meloni der von ihr gegründeten Partei Fratelli (Brüder!) d’Italia habe sich erstaunlich erfolgreich bei der Regierungsbildung der beiden männlichen Alphatiere in ihrer Koalition, Silvio Berlusconi und Matteo Salvini entledigt. Sie präsentiere sich als neuartige Erscheinung: erfolgreich trotz Schrammen in Familienbild und Lebenslauf - einem sexistischem Lebenspartner, von dem sie sich distanziert habe und lebenslangem Kampf gegen Übergewicht. Gerade durch Verstöße gegen das rechte Familienideal sei sie erfolgreich.

Fazit der Ausführungen von Gabriele Dietze: Weiblich Führungspersonen seine kein Hinweis für eine Humanisierung des Rechtspopulismus. Der menschenfeindliche Inhalt werde nur verdeckt von schönen Frauen.

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