Die Doppelgesichtigkeit der Krise: Was bleibt?

Online-Diskussion mit Peter Seimer, Landtagskandidat der Grünen In der vom Ortsvorstand Herrenberg und Gäu organisierten, erstmals in dieser digitalen Form stattfindenden Veranstaltung wurde die Vielgesichtigkeit der Corona-Krise – oder vielleicht besser: der Corona-Herausforderung – deutlich. Unter technisch einwandfreien Rahmenbedingungen konnten alle Interessierten Peter Seimer unkompliziert live kennenlernen, sich an der Diskussion zu beteiligen und eigene Gedanken zum Thema Corona und die Folgen äußern.

29.06.20 –

Online-Diskussion mit Peter Seimer, Landtagskandidat der Grünen 

In der vom Ortsvorstand Herrenberg und Gäu organisierten, erstmals in dieser digitalen Form stattfindenden Veranstaltung wurde die Vielgesichtigkeit der Corona-Krise – oder vielleicht besser: der Corona-Herausforderung – deutlich. Unter technisch einwandfreien Rahmenbedingungen konnten alle Interessierten Peter Seimer unkompliziert live kennenlernen, sich an der Diskussion zu beteiligen und eigene Gedanken zum Thema Corona und die Folgen äußern.

Die beiden Vorstandsvorsitzenden des OV Herrnberg und Gäu - mit Unterstützung des OV Sindelfingen - umrahmten moderierend den Ablauf.
Peter Seimer ist als geprüfter Steuerberater aktuell als Steuerfander tätig und hat sich die Themenbereiche Klima/Artenschutz, Verkehr sowie Inneres als Politikschwerpunkt gesetzt. Unter peter-seimer.de ist mehr über ihn und seine Ziele zu erfahren.

Besonders interessiert ist er an den unterschiedlichen Erfahrungen, die Menschen in seiner Umgebung aktuell in ihren unterschiedlichen Lebenswelten mit den Corona-Veränderungen machen. So umriss Peter Seimer zunächst die Frage nach dem „Was bleibt“ in drei Abschnitten:
Was hat sich positiv verändert?
Was hat sich nicht verändert?
Was hat sich negativ verändert?

Zunächst bringt das Virus an sich wenig Positives, da es Krankheit und Unsicherheit verursacht. Unter ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten lassen sich aber durchaus positive Aspekte feststellen. Zum einen gibt es Branchen, die von der Veränderung profitieren, wie alles, was mit Web-Business zusammenhängt,beispielsweise Amazon und Team Viewer. Zum anderen wird durch veränderte Verhaltensweisen bei Geschäftsreisen und Home-Office-Möglichkeiten unter anderem der CO2-Ausstoß gesenkt und damit die Umwelt entlastet.Im Rahmen der Rettungsbestrebungen bestehe jedoch die Gefahr, dass das Öko-Plus allzu schnell wieder zurückgedrängt und vernachlässigt werde.

Relativ gleich geblieben bzw. eher noch schwieriger geworden ist die Situation für bestimmte Gruppen, die auch vor Corona bereits eine Art „social distancing“ erfahren haben oder häufig in Teilen von der Gesellschaft ausgeschlossener sind, wie ältere Menschen, Kranke oder Kinder. So bleibt die Wohnsituation ob mit oder ohne Corona schwierig, der Mietanteil hoch, kein Balkon vorhanden, beengte Verhältnisse. Die Situation Vieler war schlecht und bleibt schlecht. Stärker als bisher eingeschränkt sind die Bereiche Urlaub und Kultur, was wohl auch noch mittelfristig so bleiben wird. Ebenfalls der Arbeitsmarkt mit verschiedenen Arbeitsverboten oder starken Einschränkungen ist in Mitleidenschaft. Mit dieser Situation einen Umgang zu finden, persönlich wie wirtschaftlich ist gefordert, auch von der Politik.

Die Politik hat zur Behandlung der Folgen Schulden aufgenommen. Diese werden kommenden Generationen noch lange erhalten bleiben. Die Hilfspakete erachtet Peter Seimer als richtig. Es muss allerdings genau betrachtet werden, wer belastet wird und wer profitiert. Ist die Unterstützung der Lufthansa eine Investition in die Zukunft? Sollen Kredite für bloßen Konsum (Kaufprämien, Mehrwertsteuer) aufgenommen werden oder besser in nachhaltige Projekte mit langfristigem Nutzen (z.B. Infrastruktur) fließen?

In der anschließenden Diskussion wurden von den Teilnehmer*nnen verschiedenste Themenbereiche aufgegriffen und angesprochen. Ein sofortiges bedingungsloses Grundeinkommen für alle sieht Peter Seimer als schwierig an, da das gesamte Sozialsystem auf den Kopf gestellt werden müsste. Schnelllebige Kaufprämien und nicht CO2-basierte im Kfz-Bereich wurden einvernehmlich abgelehnt. Ebenso wird es als nicht sinnvoll angesehen, in bereits vorher schon angeschlagene, nicht zukunftsfähige oder ausbeuterisch arbeitende Unternehmen (Fleischfabriken) und Branchen zu investieren. Stattdessen sollten Entwicklung und künftig stärker benötigte, zeitgemäße Bereiche gefördert werden. Da die Globalisierung nicht aufzuhalten sein wird, sind die durch Corona sichtbar gewordenen Abhängigkeiten in die politischen Erwägungen einzubeziehen.
Wollen wir zum Beispiel nur von einem Land bezüglich bestimmter (systemrelevanter) Produkte abhängig sein? Schutzausrüstungen wurden bislang ausschließlich in China hergestellt.

Hier tritt auch das Thema Europa in den Vordergrund und ob die Stärkung grundlegender Strukturen des Zusammenhalts und der Umsetzung gemeinschaftlich gesetzter Beschlüsse im Zeichen globaler Märkte nicht stärker vorangetrieben werden sollte, Europa als systemrelevanter Faktor.

Frauen stehen als besonders stark Betroffene der Krise da, da sie häufiger ihre Arbeitskontingente und Karriere zurückgefahren haben und in die klassische Hausfrauenrolle oder die Doppelbelastung durch Homeoffice gewechselt sind. Da die AfD dieses unterstützt, könnte sie in diesem Zusammenhang als Profiteurin gesehen werden? Dies wird nicht so gesehen, vielmehr muss weiter starker Wert auf Chancengleichheit und Herstellung geeigneter Rahmenangebote wie qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung gelegt werden.

Ist Deutschland fürsorglicher oder egoistischer geworden? Das Verständnis untereinander und zwischen bestimmten Gruppen ist eher solidarischer geworden. Andererseits gibt es auch in (kleineren) Gruppen negative Solidarisierungserscheinungen wie in der Krawallnacht in Stuttgart. Zum Teil sind manchen Menschen die einschränkenden Regelungen zu viel geworden. Wohin sich das entwickelt, ist noch offen. Der Wert, die Wertschätzung bestimmter beruflicher systemrelevanter Leistungen ist gestiegen – die Frage ist, ob sich dies auch in steigenden Vergütungen oder besseren Arbeitsbedingungen zum Beispiel von Pflegekräften ausdrücken wird. Dies sollte sich auch in der (grünen) Politik niederschlagen.

Nach 60 Minuten endete eine interessante und vielseitige Themen betrachtende Runde, die hoffentlich bald einmal live und persönlich fortgeführt werden kann.

Weitere Diskussionsbeiträge können gerne ins Grünen Corona-Forum Herrenberg eingetragen werden unter https://gruene-hbg.xobor.de

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