Kolumne Juli 2021

Wohnraum schaffen Wir Gemeinderät*innen bewegen uns in einem großen Spannungsfeld: Wir müssen Flächen schonen und trotzdem für Wohnraum sorgen. Die Wohnungen sollen preisgünstig sowie barrierefrei sein und wer wünscht es sich nicht: Wohnen mit Qualität. Wie dicht darf ein Areal bebaut werden, damit es noch Qualität hat und eine soziale Durchmischung erreicht wird?...

15.07.21 –

Wohnraum schaffen

Wir Gemeinderät*innen bewegen uns in einem großen Spannungsfeld: Wir müssen Flächen schonen und trotzdem für Wohnraum sorgen. Die Wohnungen sollen preisgünstig sowie barrierefrei sein und wer wünscht es sich nicht: Wohnen mit Qualität.

Wie dicht darf ein Areal bebaut werden, damit es noch Qualität hat und eine soziale Durchmischung erreicht wird? Das neu zu erschließende Gebiet Schäferlinde soll mit bis zu 140 Wohneinheiten pro Hektar, (WE/ha) bebaut werden – eine Dichte die alle Wohngebiete Herrenbergs übertrifft. Selbst das Leibfried-Areal ist mit 116 WE/ha dagegen noch locker bebaut. Mehr als 90 WE/ha, die der Regionalverband vorschreibt, sehe ich als sehr kritisch an. Ich fürchte, dass bei dieser dichten Bebauung ohne flankierende Strategien soziale Brennpunkte entstehen. An den Kosten für Maßnahmen, die dies verhindern, werden sich die Investoren nicht beteiligen. Diese Ausgaben muss die Stadtgesellschaft tragen.

Entscheiden wir uns für Bebauungen, mit maximal 90 WE/ha, brauchen wir andere Lösungen um den Bedarf an Wohnungen zu decken. Vor knapp zwei Jahren stellte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen den Antrag Leerstände zu erfassen. Bis heute hat sich die Verwaltung mit der Thematik nicht befasst. Leider kooperiert sie auch nicht mit dem Landkreis, der eine Person für Wohnraumakquise beschäftigt. Durch Aufstockungen und Dachausbauten können zusätzliche Wohnungen entstehen. Die Bebauung von hunderten Baulücken in der Stadt könnte für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt sorgen.
Die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Rentenalter. Manche Personen sind, wenn die Bedingungen stimmen, sicherlich bereit ihren Wohnraum zu verkleinern. Dadurch wird Wohnraum für Familien mit Kindern frei. Dass Personen großen Wohnraum gegen kleineren tauschen wird nur gelingen, wenn die neue Umgebung attraktiv, die Architektur hochwertig ist und Vorteile vorhanden sind wie Barrierefreiheit nach objektiven Kriterien. Das Vorhandensein von fußläufiger Entfernung zu Nahversorgung sowie Quartiersräume für soziale Kontakte erleichtern die Entscheidung für einen Umzug.

Obwohl in den letzten drei Jahren 640 Wohnungen in Herrenberg genehmigt wurden, fehlt es nach wie vor an preisgünstigem und barrierefreiem Wohnraum. Viel hilft viel, ist ein klassischer Irrglaube. Was wir benötigen ist eine Diskussion um nachhaltige Lösungen.

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Gemeinderat | Kolumnen