Juni-Kolumne: Innen vor Aussenentwicklung

15.06.10 –

„Innen vor Außenentwicklung“ – im Zuge von Herrenberg 2020 haben die Arbeitsgruppen der BürgerInnen wie auch der Gemeinderat dieses Ziel einhellig unterstützt. In der Praxis besteht aber alles andere als Einigkeit über die Konsequenzen hieraus. Nämlich Verzicht auf Neubaugebiete zugunsten von Nachverdichtung, Baulückenschließung und Umwandlung von Brachgebieten im Innenbereich in der Kernstadt und den Innenbereichen der Teilorte.

Auch in Herrenberg sind die Folgen des Bevölkerungsrückgangs schon lange an der stark gesunkenen Nachfrage nach verbilligten städtischen Grundstücken ablesbar und ganz aktuell am geringen Interesse der Affstätter, ihre zugeteilten Grundstücke im Baugebiet „An der Raingasse“ zu behalten.

Weniger Menschen bei weiter steigendem Siedlungsflächenverbrauch – wenn Kommunen nicht sofort gegensteuern, führt diese gefährliche Doppelentwicklung   weiter zu ungebremstem Flächenverbrauch, zu dauerhaft steigenden finanziellen Belastungen der Gemeinden und zu sozialen Problemen, insbesondere in den Teilorten durch Überalterung und Ausdünnung. Nur eine Innenentwicklung kann die Teilorte langfristig stärken.

„Erst rechnen, dann bauen“, bringt es das CDU geführte baden-württembergische Umweltministerium auf den Punkt.  „Neubaugebiete sind für kommunale Haushalte ein Minusgeschäft“ – auch dies sagt das Umweltministerium und wird unterdessen durch viele Studien hierin bestätigt. Die Praxis der Baugebietsausweisungen ignoriert diese Erkenntnisse aber weitgehend. Herrenberg ist da keine Ausnahme, auch wenn wir etwas zurückhaltender agiert haben.

Angesichts des Spargebots für Kommunen ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, althergebrachte Vorgehensweisen zu überprüfen. Mit externer Hilfe muss Herrenberg, müssen alle verantwortungsvoll planenden Kommunen eine ungeschönte Rechnung aufmachen und kurzfristig lukrativ erscheinende Gewinne aus Grundstückserlösen gegen langfristige Folgekosten gegenrechnen. Methodische Hilfe dabei bieten z.B. das Internetangebot  „Folgekostenrechner“ der Landesregierung und Experten, die auch Kommunen mit geringerer Planungskapazität bei der Analyse beistehen.

Bis wir eine Datenbank zum Flächenpotenzial, mit der Abwägung zwischen Neubaugebieten und Innenentwicklung erstellt haben, darf kein Außengebiet weiterentwickelt (Kayh) oder gar neu angefasst werden (Gültstein). Dies gebietet der verantwortungsvolle Umgang mit Steuergeldern und Flächen. Auch unser weiterer Stadtentwicklungsprozess benötigt den Input durch diese Untersuchungen. Erst wenn diese vorliegen, kann der nächste Schritt, die Ausschreibung welches städtebaulichen Wettbewerbs auch immer erfolgen.

Die grüne Fraktion freut sich darauf, dies Thema in einer Veranstaltung mit den BürgerInnen zu diskutieren.

 

Maya Wulz

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