Berichtsanträge zur Grundstücks- und Wohnungsbaupolitischen Strategie der Stadt Herrenberg - Pressemitteilung der Gemeinderatsfraktion GRÜNE Herrenberg

Ein Schwerpunktthema der letzten Fraktionssitzung der Gemeinderatsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen war die Grundstücks- und Wohnungsbaupolitische Strategie der Stadt Herrenberg, kurz GruWopS genannt. Im Januar wurde das 147 Seiten und sieben Anhänge umfassende Werk in den Gemeinderat eingebracht. Sehr kritisch sehen die grünen Rät*innen die von der Verwaltung übernommene Prog- nose für ein Einwohnerwachstum um 6.000 Einwohner:innen auf insgesamt 39.000 Einwohner:innen im Jahr 2035 in Herrenberg. Um 6.000 neue Einwohner*innen mit Wohnraum zu versorgen sollen 2.579 Wohneinheiten auf einer Fläche von circa 41 Hek- tar, hauptsächlich in der Kernstadt, gebaut werden...

24.02.22 –

Ein Schwerpunktthema der letzten Fraktionssitzung der Gemeinderatsfraktion von
Bündnis 90/Die Grünen war die Grundstücks- und Wohnungsbaupolitische Strategie der
Stadt Herrenberg, kurz GruWopS genannt. Im Januar wurde das 147 Seiten und sieben
Anhänge umfassende Werk in den Gemeinderat eingebracht.

Sehr kritisch sehen die grünen Rät*innen die von der Verwaltung übernommene Prog-
nose für ein Einwohnerwachstum um 6.000 Einwohner:innen auf insgesamt 39.000
Einwohner:innen im Jahr 2035 in Herrenberg. Um 6.000 neue Einwohner*innen mit
Wohnraum zu versorgen sollen 2.579 Wohneinheiten auf einer Fläche von circa 41 Hek-
tar, hauptsächlich in der Kernstadt, gebaut werden.

Waltraud Pfisterer-Preiss, Co-Fraktionsvorsitzende fürchtet, dass mit dem Bau von
knapp 2.600 Wohnungen über den Bedarf gebaut wird, zumal in letzter Zeit über die Be-
bauung großer Konversionsflächen beim Krankenhaus Sindelfingen, dem
Breuningerland Sindelfingen und dem IBM-Labor bei Böblingen berichtet wurde. Gebaut
werden sollen dort Wohnungen für mehrere tausend Einwohner*innen. Pfisterer-Preiss
sieht bei diesen Standorten Vorteile gegenüber Herrenberg, da sie näher an vorhande-
nen Arbeitsplätzen entstehen und dadurch weniger neuen Verkehr generieren.

Um einen Gesamtüberblick über den regional geplanten Wohnungsbau zu bekommen,
beantragte die grüne Ratsfraktion, dass die Verwaltung über die Auswirkungen der Be-
bauung der Konversionsflächen auf Herrenberg berichten soll. Zusätzlich soll über den
Umsetzungsstand der im Regionalplan mit Schwerpunkt Wohnen ausgewiesenen Flä-
chen berichtet werden. Regionaler Wohnungsschwerpunkt ist im Gäu neben
„Herrenberg Süd“ das Baugebiet „Bettäcker“ in Gäufelden Nebringen. Dort entstehen
derzeit in einem ersten Bauabschnitt circa 135 Wohneinheiten. Ein zweiter gleich
großer Bauabschnitt soll folgen. Insgesamt wird dort Wohnraum für über 600 Menschen
gebaut. Betrachten wir die Bautätigkeit in der gesamten Region, könnte es in wenigen
Jahren zu Kannibalisierungseffekten kommen, teilt die Ratsfraktion der Grünen in einer
Pressemitteilung mit.

Keine Frage ist für Silvia Egenter, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, dass es bei be-
zahlbarem und sozial gefördertem Wohnraum einen großen Nachholbedarf gibt.
„Die durchschnittlich angestrebten 20 Prozent reichen womöglich gar nicht aus und ihre
Realisierung sehe ich als nicht gesichert an“, äußert sich Egenter. Von Seiten der Stadt ist
geplant, in Herrenberg Süd einen Großteil der geförderten Wohnungen zu bauen. Ob
Herrenberg Süd als neuer Stadtteil umgesetzt wird, ist jedoch noch nicht gewiss.

Dr. Heike Voelker, Co-Fraktionsvorsitzende, vermisst bei der Wohnbauflächenbedarfser-
mittlung, die Erfassung der Haus- und Wohnungsleerstände, wie sie sowohl vom
Regierungspräsidium als auch vom Regionalverband vorgeschrieben ist. „Es reicht nicht
aus, den zukünftigen Bedarf nur nach der Rubrik Demographie zu berechnen“, begrün-
det die Dipl.-Geographin den vor kurzem bei der Verwaltung eingereichten Antrag. Sie
vermutet, dass das Potential an leerstehenden Wohnungen und Häusern beträchtlich ist.
Weiter bemängelt sie, dass das immense Einwohnerwachstum in bestehenden Wohnge-
bieten in die Berechnungen nicht einfließt. „Diese Nachverdichtung führte nicht nur in
den letzten Jahren zu einem starken Einwohnerwachstum in Herrenberg, sondern setzt
sich fort, wie zu beobachten sei. Richtig sei, dass dies schwer planbar ist.“ Es darf nach
ihrer Ansicht und der ihrer Fraktionskolleg*innen, jedoch nicht außer Acht gelassen wer-
den.

In einem dritten Antrag fordern die Grünen, dass vor der Beschlussfassung von GruW-
opS von der Verwaltung eine Folgekostenberechnung für das skizzierte
Bevölkerungswachstum auf 39.000 Einwohner:innen vorgelegt wird.
„Welche Investitionen und Unterhaltungskosten kommen in den nächsten 25 Jahren auf uns zu“, fragt
Kerstin Strubbe, Mitglied der Grünen im Finanzausschuss.
„Bevor wir ein Einwohnerwachstum planen, müssen wir überlegen, wie wir weitere Kin-
dertageseinrichtungen und Schulräume für die vorhandenen Herrenberger Kinder
finanzieren“, teilt Alfred Steinki in der Pressemitteilung der Grünen mit. Für Kitaplätze
gäbe es einen Rechtsanspruch und die Schulraumversorgung ist kommunale Pflichtauf-
gabe, erinnert Steinki.

Die grünen Fraktionsmitglieder reichten einen umfassenden Fragenkatalog bei der Ver-
waltung ein, der bisher nur teilweise beantwortet ist. Voraussichtlich wird die
Grundstücks- und Wohnungsbaupolitische Strategie der Stadt Herrenberg im März im
Gemeinderat verabschiedet.

Für die Fraktion: Waltraud Pfisterer-Preiss           Dr. Heike Voelker

Kategorie

Gemeinderat | Pressemitteilung | Standortkonzeption Wohnen